Grundlagen der Barrierefreiheit II
Im zweiten Teil unserer Serie zur digitalen Barrierefreiheit beleuchtet Jelena Pranjic, UX/UI Designerin und Expertin für barrierearmes Design bei UI/deation, die strategischen Vorteile, die Unternehmen durch die Integration von Barrierefreiheit und Inklusion in ihre digitalen Produkte gewinnen können.
Neben den potenziell mehr Kund:innen und einem positiven Markenimage kann die barrierefreie Entwicklung Innovationen vorantreiben und Unternehmen zukunftssicher machen. Durch die Einbeziehung unterschiedlicher Perspektiven entstehen neue, innovative Ansätze, die langfristig zum Erfolg beitragen. Zudem ermöglicht Barrierefreiheit es Unternehmen, ein inklusiveres Arbeitsumfeld zu schaffen und dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken.
Best Practices und empfohlene Werkzeuge zur Entwicklung zugänglicher digitaler Produkte
Für die Nutzung in Figma empfehlen wir folgende Plugins:
- „Contrast“: Ein Tool zur Überprüfung von Kontrasten, um sicherzustellen, dass visuelle Elemente für alle Nutzer gut sichtbar sind.
- „Adee“: Simuliert Designs für Menschen mit Farbblindheit, hilfreich um sicherzustellen, dass Informationen auch ohne Farbunterscheidung verständlich sind.
- „Stark“: Bietet viele Funktionen zur Überprüfung der Barrierefreiheitsrichtlinien. Beachte, dass dieses Plugin kostenpflichtig ist und unter anderem überprüfen kann, ob Interaktionselemente groß genug sind, um leicht nutzbar zu sein.
Herausforderungen bei der Gestaltung barrierefreier digitaler Produkte
Eine große Herausforderung liegt darin, die WCAG-Richtlinien zu verstehen, da sie kompliziert formuliert sind und nicht nach Relevanz für Designer:innen, Entwickler:innen oder Redakteur:innen gegliedert sind. Das Thema digitale Barrierefreiheit ist erst seit kurzem im Mainstream angekommen, weshalb viele Betroffene sich noch weiterbilden müssen. Die Komplexität der WCAG-Richtlinien erschwert dies.
Wir klären unser Team und unsere Kunden über das Thema auf und nehmen die Angst davor, dass es zu kompliziert oder teuer sein könnte. Bei Standard-Webseiten ist die Umsetzung keine große Herausforderung.
Nutzertests stellen sicher, dass das digitale Produkt in der Praxis so barrierearm wie möglich ist.
Integration und Inklusion von Barrierefreiheit im Entwicklungsprozess
Wir schreiben für Aufgaben in Projekten sogenannte „Tickets“, die erst als erledigt gelten, wenn das Kriterium Barrierefreiheit erfüllt ist. Wenn Teammitglieder keine Erfahrung mit digitaler Barrierefreiheit haben, schulen wir sie. Eine Person im Team übernimmt die Verantwortung dafür, dass jedes Design barrierefrei gestaltet ist und überprüft diese entsprechend.
Nutzertests mit Menschen mit Behinderungen sind wichtig, da die Einhaltung der WCAG-Kriterien nicht garantiert, dass das Produkt einwandfrei genutzt werden kann. Nutzertests stellen sicher, dass das digitale Produkt in der Praxis so barrierearm wie möglich ist.
„barrierefrei“ oder „barrierearm“?
In der Community wird „barrierefrei“ nicht gerne genutzt, da selten digitale Anwendungen komplett ohne Barrieren sind. Daher sprechen wir lieber von „barrierearm“.
Die barrierefreie Entwicklung kann Innovationen vorantreiben und Unternehmen zukunftssicher machen.
Unsere Lösungen für Dich:
► Digitale Produkt- & Serviceentwicklung und Innovation: Durch radikale Kundenzentrierung Business Potentiale entdecken und Risiken in der Produktentwicklung minimieren.
► Space for Transformation: Lernen Sie, erfolgreich digitale Produkte zu erschaffen.
► Barrierefreiheit und Inklusion: Inklusive und barrierfreie digitale Produkte sind zukunftssicher und fördern Innovation.
Taking Ideas from Zero to Impact
Zukünftige Bedeutung und Implikationen der digitalen Barrierefreiheit
Strategische Vorteile der digitalen Barrierefreiheit
Neben den potenziell mehr Kund:innen und dem positiven Markenimage gibt es noch andere mögliche Vorteile. Eine davon ist, dass die barrierefreie Entwicklung von Produkten Innovationen vorantreiben kann. Da wir hier möglicherweise vor der Herausforderung stehen, neue Lösungen für Produkte entwickeln zu müssen und dabei Menschen einbeziehen, die normalerweise nicht Teil des Entwicklungsprozesses sind, eröffnen sich neue Perspektiven und Ideen, mit denen innovativere Ansätze entstehen können. Auch nicht außer Acht zu lassen ist, dass Unternehmen, die jetzt schon digitale Barrierefreiheit mitdenken, für die Zukunft eher gewappnet sind und hier auch anpassungsfähiger sind. Zuletzt ermöglichen es barrierefreie Produkte Unternehmen, Menschen einzustellen, die auf solche Produkte angewiesen sind, um bei ihnen arbeiten zu können. Hiermit könnte man dem Fachkräftemangel entgegenwirken.
Das Thema Barrierefreiheit gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere vor dem Hintergrund gesetzlicher Verpflichtungen.
Zukunft der barrierefreien Technologien
Das Thema Barrierefreiheit gewinnt zunehmend an Bedeutung, insbesondere vor dem Hintergrund gesetzlicher Verpflichtungen, die ab Juni 2025 greifen. Unternehmen erkennen mehr und mehr, dass barrierefreie Angebote nicht nur eine ethische Verpflichtung, sondern auch eine wirtschaftlich kluge Entscheidung darstellen.
Unternehmen verlieren potenziell 15-30 % ihrer Kundschaft, wenn sie keine barrierefreien Angebote schaffen.
Wirtschaftliche und soziale Implikationen der Barrierefreiheit
Ca. 15-30 % der Menschen sind von Barrieren im digitalen Umfeld betroffen. Diese Zahlen umfassen nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern auch ältere Menschen oder solche, die sich in ungünstigen Umgebungen befinden (z. B. Lautstärke, Sonne). Unternehmen verlieren potenziell 15-30 % ihrer Kundschaft, wenn sie keine barrierefreien Angebote schaffen. Zudem ist es aus ethischer Sicht fragwürdig, bestimmte Menschen von der digitalen Welt auszuschließen. Unternehmen können sich sozial und ethisch positiv positionieren und ihr Image stärken. Darüber hinaus können barrierefreie Produkte die Innovationsfähigkeit fördern und dem Fachkräftemangel entgegenwirken, indem sie ein inklusives Arbeitsumfeld schaffen, das es ermöglicht, talentierte Menschen einzustellen, die auf solche Produkte angewiesen sind.