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Robin Balser über die Erfolgsstory von Vinokilo

Mit Vinokilo haben wir die Idee eines Kiloverkaufs von Vintage-Kleidung mit der eines besonderen Genusserlebnisses zusammengeführt.

Vintage is the new black. Immer mehr Menschen haben das Bedürfnis, sich individuell, extravagant und einzigartig zu kleiden. Qualität steht vor Quantität. Auf diesen Zug ist der junge Entrepreneur Robin Balser im Jahr 2015, mit der Gründung der größten Pop-Up-Veranstaltung für Second-Hand-Kleidung in Deutschland, aufgesprungen. VinoKilo bietet nicht nur eine Alternative zur Schnelllebigkeit der aktuellen Modeindustrie, sondern erfüllt obendrein einen guten Zweck. Seit der Gründung des Social Start-Ups schenkte VinoKilo über 105 Tonnen Kleidung ein neues Zuhause. Bewusst Shoppen zum Kilopreis, in Kombination mit einer entspannten Wohlfühlatmosphäre bei Wein, Essen und Musik ist ihr einzigartiges Markenzeichen.

Interview: Anais Quiroga, Februar 2019
Foto: Robin Balser


Das Interview mit Robin Balser

Ihr seid mittlerweile Deutschlands größtes Pop-Up-Event. Was ist VinoKilo und wie bist Du auf die Idee gekommen es zu gründen?

VinoKilo ist ein Sozialunternehmen, das deutschlandweit Pop-Up-Events für Second-Hand-Kleidung betreibt. Die Kleidung wird bei uns per Kilopreis verkauft und in einer schönen Wohlfühlatmosphäre präsentiert. Die Idee für VinoKilo kam mir vor vielen Jahren, als ich in einer Bar in Estland, einen Gin Tonic und meinen Schal gegen eine super coole Jeans-Jacke eintauschte.

Sowohl Kleidung als auch die Erschaffung endloser Zyklen für ihren Gebrauch, sind Themen, die mich in meiner Arbeit sehr inspiriert haben.

Ich fand die Idee eines Tausch-Prinzips für Klamotten so originell, dass ich sie gleich in die Tat umsetzen wollte. Sowohl Kleidung als auch die Erschaffung endloser Zyklen für ihren Gebrauch, sind Themen, die mich in meiner Arbeit sehr inspiriert haben. In Groningen besaß ich später eine kleine Kleiderbibliothek, in der einzelne Teile aus- und eingetauscht werden konnten. Als mir dann plötzlich der Mietvertrag gekündigt wurde, musste ich einen Weg finden, die komplette Kleidersammlung loszuwerden.

Zusammen mit guten Freunden von mir, Dominik Breu und Kim Gerlach, entschlossen wir uns, in einer 100qm- Wohnung die Kleidung per Kilo zu verkaufen. Dafür erstellten wir auf Facebook eine Veranstaltung und luden Freunde aus unserem Bekanntenkreis ein. Am Tag des Events standen plötzlich über 400 Menschen vor unserer Haustür. Viele mussten mehr als eine Stunde warten, bis sie in die Wohnung konnten. Das war sozusagen unser erstes inoffizielles Event.

Wir waren vom Erfolg so überrascht, dass wir uns entschlossen, weitere Veranstaltungen zu organisieren. Auf diesem Wege sind wir schließlich in die Geschäftsidee hineingerutscht.

Warum der Name „VinoKilo“?

Den Namen hat sich ein Freund von mir ausgedacht. „Vino“, da Wein für uns ein Genussmittel ist. Als Mainzer kennt man diese Liebe zum Wein sehr gut. Es war uns wichtig, vorrangig ein schönes Erlebnis anzubieten. Ganz egal, ob die Besucher*innen bei uns einkaufen oder nicht – sie sollen die Zeit bei uns genießen. Wir haben somit die Idee eines Kiloverkaufs von Vintage-Kleidung mit der eines besonderen Genusserlebnisses zusammengeführt.

Aus einer anfänglichen Wohnzimmer-Idee ist ein erfolgreiches Geschäftsmodell entstanden. Wie lief dieser Prozess genau ab?

Nach dem ersten Event kontaktierten uns mehr als 60 Leute über Facebook und fragten, wann denn die nächste Veranstaltung stattfinden würde. Viele fanden das Konzept toll und wollten wissen, wo weitere Vintage-Kleidung zu finden ist. Ein paar Wochen später fand unsere erste offizielle Veranstaltung im Kulturklub „Schon Schön“ in Mainz statt, zu der über 800 Gäste kamen.

Wegen des großen Interesses überlegten wir uns, ob das Konzept auch Menschen in anderen Städten ansprechen könnte. Mit Bildern der ersten beiden Events schalteten wir eine Anzeige bei Facebook und kündigten mehrere Veranstaltungen in verschiedenen Städten in ganz Deutschland an. So konnten wir herausfinden, wo die Resonanz am größten war. Erst nachdem wir das Risiko auf diesem Wege ausloten konnten, begannen wir mit der Suche nach Veranstaltungsorten.

In welchen Städten ist die Nachfrage für Eure Veranstaltungen am größten?

In Städten wie Frankfurt, München, Hamburg oder Berlin sind wir zwei bis dreimal im Jahr. Aus Erfahrung wissen wir, dass sich hier unsere Veranstaltungen auf jeden Fall komplett füllen. Als wir die Events in kleineren Städten ausprobierten, konnten wir feststellen, dass auch hier die Nachfrage groß ist und zunimmt. Wir waren vor kurzem in Braunschweig und konnten über 1200 Gäste empfangen. Im Jahr 2018 haben wir insgesamt 70 Events in Deutschland, Belgien und Holland organisiert. Dieses Jahr sind 138 geplant.

Seit VinoKilo existiert haben bereits 90.000 Kilo Kleidung neue Besitzer*innen gefunden.

Wie kommt Ihr an die Kleidung?

Ich arbeite mit einem guten Freund von mir zusammen, dessen Familie Kontakte in die Second-Hand-Industrie hat. Früher half ich ihm bei der Sortierung von vielen Tonnen Altkleidersammlungen. Wir tauschten uns deshalb regelmäßig über Mode, Second-Hand und Vintage aus. Seitdem sind wir Geschäftspartner. Aktuell erhalten wir einen Anteil zwischen 1% bis 4% des gesamten Kleidersortiments. Durchschnittlich wirft jede/r Deutsche zwischen 10 und 12 Kilo Kleidung im Jahr weg. Insgesamt wird also fast eine Milliarde Kilo Kleidung in Deutschland jährlich weggeworfen.

Das Ausmaß dieses Problems ist offensichtlich und muss angegangen werden. Diese Kleidungsstücke werden durch uns wieder in Umlauf gebracht. Seit VinoKilo existiert haben bereits 90.000 Kilo Kleidung neue Besitzer*innen gefunden. Die Auswahl der Kleidungsstücke geschieht anhand einer Liste mit 140 Kriterien. Die Kleidungsstücke werden nach Amsterdam geschickt, wo sie einer Qualitätskontrolle unterzogen, repariert und gereinigt werden. Wir verkaufen zudem nur Kleidung, die zwischen den 50ern und 90ern getragen wurde. Der Bedarf hierfür ist momentan sehr groß.

Ich wollte nicht nur eine Alternative zur Fast-Fashion-Industrie schaffen, sondern die Menschen auch auf die Auswirkungen ihres Konsums aufmerksam machen.

Wie habt Ihr Euch finanziert?

Als wir mit VinoKilo anfingen, arbeiteten wir erstmals in unseren Vollzeitjobs weiter und feilten in unserer Freizeit an der Geschäftsidee. Anfänglich haben wir uns komplett selbst finanzieren können. Im Januar 2017 stand ich schließlich vor der Frage, ob ich meinen Fokus vollständig in das Projekt legen sollte. Für mich war dies stark mit der Frage des Social Impacts verbunden und in welchem Ausmaß ich eine Veränderung erreichen will. Ich wusste, dass ich mich mit ein bis drei Veranstaltungen im Monat nicht zufriedengeben würde, denn eine Veränderung schafft man nur, indem die breite Masse angesprochen wird.

Ich wollte nicht nur eine Alternative zur Fast-Fashion-Industrie schaffen, sondern die Menschen auch auf die Auswirkungen ihres Konsums aufmerksam machen, war mir aber unsicher, ob ich dies mit VinoKilo erreichen könnte. Da wir jedoch durch unsere berufliche Situation nicht auf dem Maße operieren konnten, wie wir es uns vorstellten, entschlossen wir uns, unsere Jobs zu kündigen.

Daraufhin stellte sich die Frage nach der weiteren Finanzierung, um das Konzept zu erweitern und ein Team aufzustellen. So sprach ich mit verschiedenen Leuten über mein Vorhaben und konnte schließlich über Familienangehörige und Freunde ein Darlehen von 100.000 Euro aufnehmen. Der nächste Schritt war ein Büro zu finden und Leute anzustellen. So ist nach und nach das Team entstanden.

Was waren Deine größten Herausforderungen in diesem Prozess?

Wir mussten sehr schnell feststellen, dass 100.000 Euro Kapital für den Umfang unseres Projektes überhaupt nicht ausreichten. Allein das Equipment, zu denen u.a. fünf Transporter, die vielen Regale für die Lagerhallen, das Büromaterial und die Computer gehören, haben ein Fünftel unserer Finanzen in Anspruch genommen. Da wir unsere Ware pro Kilo verkaufen, können wir zudem nicht viel mit dem Preis experimentieren. Deshalb probierten wir, über geringe Eintrittspreise von zwei bis drei Euro und Sponsoren oder Partner mehr Umsatz zu generieren, damit sich das Projekt trägt.

In den Anfängen haben wir für die Organisation einer einzigen Veranstaltung einen Monat gebraucht. Mittlerweile brauchen wir dafür nur noch vier Tage und veranstalten an einem Wochenende bis zu drei Events parallel. Natürlich gab es Momente, in denen unsere Veranstaltungen schlecht besucht waren und wir Verluste machten. In diesem Selbstfindungsprozess haben wir sehr viele Fehler und Rückschläge erlitten. Obwohl wir zu dem Zeitpunkt bereits über 70 Events organisiert hatten, haben sich die Veranstaltungen erst ab 2018 getragen.

Als Firma sind wir noch nicht profitabel, wir befinden uns aber auf einem guten Weg. Eine weitere Herausforderung bestand darin, ein gutes und vertrauenswürdiges Team zu finden. Mir ist es sehr wichtig, dass ich mich mit tollen Menschen umgebe, besonders wenn wir viel Zeit miteinander verbringen müssen. Wir leben zudem die Vielfalt im Hause. Bei uns arbeiten Menschen aus der ganzen Welt, darunter Menschen aus Syrien, Mazedonien oder Griechenland und untereinander sind wir alle befreundet.

Wie kann man sich die Arbeit im Team vorstellen?

Momentan besteht VinoKilo aus zwei Teams mit insgesamt 23 Leuten. Das eine Team kümmert sich um die Veranstaltungen und das andere um den E-Commerce und die Social-Media-Plattformen. Das gemeinsame Teamtraining hat bei uns höchste Priorität. Uns ist es wichtig, aus gescheiterten Prozessen zu lernen und uns weiterzuentwickeln. Gelegentlich verreisen wir gemeinsam. Ich nenne es „Workation“, also Urlaub und Arbeit in einem. Wir mieten uns ein Haus und gehen nochmal alle Arbeitsprozesse gründlich durch, gucken was wir verbessern und woran wir arbeiten müssen. Natürlich ist dies mit sehr viel Spaß verbunden.

Ein subtiler Denkanstoß kann viel mehr bewirken, als Menschen zu verurteilen.

Wie wichtig ist es in Deinen Augen, dass Menschen auf Fast-Fashion verzichten und nach Alternativen suchen?

Ich finde es sehr wichtig, dass Menschen zum Umdenken bewegt werden. Aber ich will nicht mit erhobenem Zeigefinger den Menschen den Konsum verbieten. Ich sehe meine Aufgabe vielmehr darin, diesen Personen eine gute und nachhaltige Alternative anzubieten. Ein subtiler Denkanstoß kann viel mehr bewirken, als Menschen zu verurteilen. Die Art und Weise, wie die Fashion-Industrie heutzutage operiert, hat nicht nur weitreichende gesellschaftliche, sondern auch ökonomische und ökologische Konsequenzen. Dem versuchen wir mit VinoKilo entgegenzuwirken. Viele unserer Besucher*innen sind sehr jung und mögen es, sich individuell zu kleiden. Momentan findet in meinen Augen eine neue Bewegung statt, in der sich viele zugunsten der Individualität und Nachhaltigkeit für Second-Hand-Kleidung entscheiden.

Was unterscheidet Euch von anderen Second-Hand-Geschäften?

Indem wir ein schönes Erlebnis und niedrige und faire Preise bieten möchten wir erreichen, dass jede Person die zu einer unserer Veranstaltungen kommt, Second-Hand-Fashion vor Fast-Fashion wählt. Damit uns das gelingt, müssen wir selbstverständlich eine gewisse Weltanschauung haben, die zwar konsumorientiert aber gleichzeitig nachhaltig ist. Diese Weltanschauung wird auch über unsere Online-Plattformen und sozialen Netzwerke stark verbreitet und ist in unserer Vermarktung sehr präsent.

Wie wichtig ist das Thema Nachhaltigkeit bei Eurer Arbeit?

Für mich beginnt Nachhaltigkeit da, wo der Mensch über sein Konsumverhalten nachdenkt. Im Bereich der Mode bieten wir mit VinoKilo eine Alternative und zeigen, dass auch mit kleinen Gesten viel verändert werden kann. Dadurch, dass Menschen bei uns einkaufen, werden 7000 Liter Wasser pro Kleidungsstück eingespart. Mit der Kleidung, die pro Jahr in Deutschland weggeworfen wird, könnte man die gesamte Menschheit drei bis fünfmal einkleiden. Ich würde mir wünschen, dass in Anbetracht dieser Probleme die Fast-Fashion-Industrie unter Druck gesetzt wird und sich gezwungen sieht, ihre Produktionsbedingungen zu verbessern. Damit würden wir der Welt einen riesigen Gefallen tun.

Wie schätzt Du das Interesse gerade junger Leute am Thema Nachhaltigkeit ein?

80% unserer Besucher*innen sind zwischen 17 und 25 Jahre alt und kommen teilweise zum ersten Mal mit Second-Hand-Kleidung in Berührung. Viele besuchen unsere Veranstaltung, weil sie es cool finden und tolle Bilder auf Instagram und Facebook gesehen haben, aber nicht unbedingt, weil sie nachhaltig einkaufen wollen. Wenn sie zu den Events kommen, sind viele überwältigt, wie einzigartig und anders diese Kleidungsstücke sind.

An ihren Schulen oder Universitäten werden sie oft darauf angesprochen und empfehlen uns im Freundeskreis weiter. An dieser Stelle beginnt meiner Meinung nach schon die bewusste Auseinandersetzung mit Mode. Zudem erhalten sie auf den Events durch ausgehängte Plakate und Flyer an den Kleiderbügeln immer wieder neue Fakten über die Fashion-Industrie. So informieren wir über den Beitrag, der mit der Entscheidung für Second-Hand-Ware geleistet wird und stoßen den von uns intendierten Umdenkprozess an. Zusätzlich arbeiten wir auch gerne mit Künstler*innen zusammen und verbreiten unsere Idee auch auf diesem Wege.

Die Denkweise, die ich in Startups aus dem Silicon Valley kennengelernt habe, war ein absolutes Vorbild.

Inwiefern hat Dich Deine bisherige Ausbildung auf das vorbereitet, was Du mit VinoKilo erschaffen hast?

Ich habe vor VinoKilo internationales Management und Theater studiert und beides abgebrochen. Mein Studium hat mir in dieser Hinsicht also nicht besonders viel gebracht. Was mir allerdings sehr geholfen hat, waren meine Praktika in unterschiedlichen Startups im Ausland. Ich habe u.a. in Estland und im Silicon Valley gearbeitet. Meiner Meinung nach war die Denkweise dort ein absolutes Vorbild. Atmosphäre und Arbeitsweise waren sehr stark auf Social Impact und Nachhaltigkeit ausgerichtet.

Ideen, Prozesse und Bürokratie wurden vereinfacht und strukturiert beigebracht. Ich nahm zusätzlich an einem Programm der Draper University für Entrepreneure teil, das bei der Gründung unterstützt. Für meine Ideen und Gedanken habe ich die Bestätigung erhalten, die ich mir immer gewünscht hatte. Ich habe aber auch gelernt, dass Scheitern keine Schande ist. Dieser Optimismus und die Einstellung, dass Fehler auch dazugehören, haben mich in meiner Arbeit sehr bestärkt.

An welchen Projekten hast Du zusätzlich gearbeitet?

Eines meiner wichtigsten Projekte war „Darp Decade“, aus dem letztendlich auch VinoKilo entstanden ist. Unser Ziel war es, durch den Aufbau einer Online-Community den Kleidertausch zwischen Menschen zu vereinfachen, ohne dass zusätzliche Kosten anfallen.

Zusätzlich gründete ich eine NGO in Kenia, mit der ich Schulen, Organisationen und Institutionen im Bildungsbereich unterstützte. Leider konnten wir mit dem Projekt aus Sicherheitsgründen nicht weitermachen.

Später arbeitete ich in London beim Source Institute, einem Unterstützungsprogramm für Menschen die Erfahrungen im Start-Up-Bereich sammeln und Zugang zu Mentor*innen und Expert*innen suchten. Diese Erfahrungen waren für mich wichtige Säulen und haben mich da hingebracht, wo ich jetzt bin.

Momentan konzentriere ich mich ausschließlich auf VinoKilo, da ich weiß, dass ich hier meine gesamte Energie einfließen lassen muss. Je mehr ich mich auf andere Sachen fokussiere, desto mehr leidet VinoKilo darunter.

Ihr werdet immer größer und bekannter. Was sind Eure nächsten Schritte?

Wir möchten natürlich expandieren. Für uns liegt der Fokus darauf, unsere Events auch europaweit anbieten zu können. Gleichzeitig stellt sich in diesem Zusammenhang für uns die Frage, wie klein unsere Events überhaupt sein können, um rentabel zu bleiben. Demnächst werden wir eine Veranstaltung in Landau ausprobieren, um zu schauen, wie groß die Nachfrage ist. Uns ist es wichtig, dass wir so viele Städte wie möglich abdecken können.

Weitere Projekte befinden sich bei uns auch schon in der Konzeptionsphase. Außerdem wollen wir nicht nur junge Leute ansprechen, sondern generationsübergreifend agieren. Dafür werden wir wahrscheinlich auch beim Thema Branding einiges verändern müssen. Wir würden auch gerne die Wiederbenutzung von Kinderkleidung stärker in den Vordergrund rücken. Gerade Kleinkinder wachsen alle drei Monate aus ihrer Kleidung heraus, die dann aussortiert oder weggeschmissen wird. Dies ist eine Marktlücke, die wir durch VinoKilo noch füllen wollen.

Unsere Online-Plattform, über die wir auch unsere Kleidung verkaufen, existiert bereits seit einem Jahr, läuft aber erst seit kurzem gut. Wir bekommen jeden Tag zwischen fünf und acht Bestellungen, haben aber den Anspruch demnächst 30 bis 40 pro Tag zu bearbeiten und mehr zu verkaufen.

Siehst Du Dich als Social Entrepreneur?

Der Begriff um Social Entrepreneurship wird momentan viel diskutiert und oft auch sehr unterschiedlich bewertet. Schade finde ich, dass wir mit VinoKilo nicht als solche wahrgenommen werden, da wir einen kommerziellen Zweck erfüllen. In dieser Hinsicht haben viele eine sehr eingeschränkte Sichtweise auf das Verständnis von Social Entrepreneurship.

Solange ein Businessplan nicht in der Realität umgesetzt wird, bleibt er Fiktion.

Woran kann das liegen?

Wahrscheinlich liegt es bei uns auch daran, dass der soziale, bzw. nachhaltige Aspekt nicht sofort für alle wahrnehmbar ist, obwohl wir mit VinoKilo eine sehr offensichtliche Alternative zur Fast-Fashion-Industrie bieten und einen gesellschaftlichen Mehrwert schaffen. Zudem werden Changemaker, gerade in Deutschland, aufgrund der Innovation ihrer Idee ausgesucht. Diese Innovation wird erst wertgeschätzt, solange sie technische und technologische Probleme löst.

Ich denke aber, dass Innovation auch im kleinen Rahmen und mit den Mitteln, die uns bereits zur Verfügung stehen, existieren kann. Was uns mit VinoKilo innovativ macht, ist, dass wir durch unsere Veranstaltungen eine Veränderung in der Denkweise der Menschen bewirken. Sie agieren bewusster und haben eine solidarische Einstellung ihrer Umwelt gegenüber. Allgemein ist die Gründerlandschaft in Deutschland, im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, noch sehr rückschrittlich. So ist die Benutzung von Coworking-Arbeitsplätzen beispielsweise in Estland kostenlos.

Es ist nicht wichtig, ob du dich mit deiner Idee noch in den Anfängen befindest, oder bereits mitten im Geschäft steckst, ob du noch nicht den richtigen Weg gefunden, oder bereits einen ausgefeilten Plan hast. Du wirst in jeder Hinsicht unterstützt. In Deutschland ist es in meinen Augen schwieriger, da viele Ideen durch die große Konkurrenz um Förderprogramme nicht umgesetzt werden und auch die Finanzierung ein großes Problem ist.

In Deutschland sterben unheimlich viele Start-Up-Ideen, da die Frage nach der Finanzierung wichtiger ist als die der Umsetzung eines guten Businessplans. Solange ein Businessplan nicht in der Realität umgesetzt wird, bleibt er Fiktion.

Robin Balser auf reflecta.network

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