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Ruth von Heusinger über CO2-Kompensation und den Beitrag ihres gemeinnützigen Unternehmens ForTomorrow

Man sollte den Menschen aktiven Klimaschutz so einfach wie möglich machen.

Ein Klima-Abo, mit dem jede:r bereits heute klimaneutral leben kann? Das ist die Idee hinter ForTomorrow. Um den Fußabdruck auszugleichen, pflanzt ForTomorrow Bäume in Deutschland und legt europäische Emissionsrechte still. Zusätzlich gibt ForTomorrow Tipps zur Reduktion des persönlichen CO₂-Ausstoßes. Wie das genau funktioniert berichtet die Gründerin Ruth von Heusinger im Interview. 



Interview: Daniela Mahr, September 2020


Die gemeinnützige GmbH ForTomorrow habe ich gegründet, um Menschen aktiven Klimaschutz in der EU so einfach wie möglich zu machen.


Wie funktioniert das genau mit dem Klima-Abo?

Wenn du bei ForTomorrow ein Klima-Abo abschließt, sorgen wir dafür, dass dein CO2-Ausstoß zur Hälfte wieder aus der Luft geholt wird, indem wir neue Wälder in Deutschland pflanzen. Die andere Hälfte wird über eine CO2-Reduktion der europäischen Wirtschaft ausgeglichen. Monatlich erhältst du den ForTomorrow Impact Report mit CO2 Reduktionstipps, damit du langfristig auch ohne Kompensation klimaneutral leben kannst.

Wie kamst du auf die Idee? Wie ist die Geschichte dahinter und was hast du davor gemacht?

Ich habe im Emissionshandel gearbeitet und kenne das System daher sehr gut. Es bietet eine sichere Möglichkeit, CO2 direkt in der EU zu reduzieren und eine klimafreundliche Wirtschaft zu fördern. Die gemeinnützige GmbH ForTomorrow habe ich gegründet, um Menschen aktiven Klimaschutz in der EU so einfach wie möglich zu machen und gemeinsam eine lebenswerte Zukunft zu schaffen.

Auf der Website von ForTomorrow steht, ihr konzentriert euch auf europäischen Klimaschutz und pflanzt Bäume in Deutschland. Wieso hast du dich darauf fokussiert?

Bei Bäumen ist die Langfristigkeit entscheidend. Frisch gepflanzt nimmt der Baum nur wenig CO2 aus der Luft. Je größer er wird, desto mehr CO2 nimmt er auf. Doch es nützt dem Klima wenig einen Baum zu pflanzen, wenn er nach ein paar Jahren vertrocknet, einem Waldbrand zum Opfer fällt oder nach politischen Entscheidungen gerodet wird, um das Land in wirtschaftlich attraktiveres Nutzland umzuwandeln. Darum forsten wir in Deutschland auf, da die Wälder per Gesetz geschützt sind. Außerdem können wir so dazu beitragen, dass wir in Zukunft in einem klimaneutralen Land leben.

Kompensation ist immer nur eine Zwischenlösung. Langfristig müssen wir unser Leben Schritt für Schritt umstellen.


Unter anderen kritisierte Greta Thunberg vor einer Weile den„Klimakompensations-Bluff“. Die CO₂-Ausgleichswirtschaft verursache „mitgroßer Wahrscheinlichkeit mehr Schaden als Nutzen“. Damit musst du dich sicherlich auch auseinandersetzen. Wie reagierst du auf diese Kritik?

Man muss sehr aufpassen, über welche Maßnahmen man kompensiert. Es gab zum Beispiel Projekte mit CO2-Zertifikaten, die paradoxerweise zu einem höheren Ausstoß von klimaschädlichen Gasen geführt haben. Hier ist es wichtig, die Nebeneffekte von CO2-Projekten zu betrachten und genau zu kontrollieren. Das war auch ein Grund, warum wir uns für ein europäisches Kompensationsmodell entschieden haben. Zudem ist Kompensation nur eine Zwischenlösung. Langfristig müssen wir unser Leben Schritt für Schritt umstellen.

Wenn du auf deine Anfangszeit zurückblickst: Wo hast du auf dem Weg zur Gründung und auch jetzt noch die meiste Unterstützung erhalten? Und: Wo lagen und liegen die größten Hürden?

Ich bin immer noch überwältigt von den vielen Menschen, die uns ehrenamtlich geholfen haben. Ohne sie wäre ForTomorrow nicht da, wo wir heute sind. Zum Beispiel wurden unsere komplette Webseite und Marketingstrategie ehrenamtlich entwickelt. Auch erhält man als Non-Profit-Organisation viel kostenlos von den großen Tech Firmen. Schwierig ist, dass man in so einem Set-up sehr flexibel planen muss und auch die Abwägung von Kosten - Nutzen. Wir wollen natürlich so viel Geld wie möglich direkt für den Klimaschutz einsetzen, doch manchmal lohnt es sich zum Beispiel mehr in Marketing zu investieren, um den gesamten Impact zu erhöhen.

Diskussionen sind wichtig, doch noch wichtiger ist, dass man sich für einen Weg entscheidet und startet.

Was waren für dich die größten Lerneffekte?

Wir haben am Anfang bei der Konzeptentwicklung sehr viel über verschiedene Geschäftsmodelle diskutiert und wo man den größten Effekt für den Klimaschutz hat. Die Diskussionen sind wichtig, doch noch wichtiger ist, dass man sich für einen Weg entscheidet und startet.

Wo soll die Reise für ForTomorrow hingehen? Was wünschst du dir für die Zukunft? Und wie kann man dich auf dem Weg unterstützen?

ForTomorrow soll sich vom Start-up zu einem stabilen Unternehmen entwickeln, das den Menschen hilft, klimaneutral oder sogar klimapositiv zu leben. Wenn euch ForTomorrow gefällt, dann schließt ein Klima-Abo ab, erzählt anderen davon und helft uns ehrenamtlich. Gemeinsam können wir den Klimawandel rechtzeitig stoppen und eine lebenswerte Zukunft schaffen.

Was würdest du jemandem empfehlen, der/die selbst eine Idee hat und ein eigenes Projekt starten möchte?

Als Erstes prüfe, ob es sich um eine Herzensangelegenheit handelt. Wenn ja, dann rede mit möglichst vielen Menschen über dein Projekt und starte mit der konkreten Umsetzung. Bleib dir treu in den für dich wichtigen Bereichen und in den anderen Bereichen flexibel.

Ruth von Heusinger auf reflecta.network

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